Die Flugzeuge blieben am Boden. Die Reisenden ebenfalls, auf Feldbetten oder im verlängerten Urlaub. Geschäftsmeetings funktionierten (fast so gut) online. Nur fast, weil die Flugverbindungen immer noch besser ausgebaut sind, als unsere Datenautobahnen stabil. Zuerst gibt weniger Blumen und exotische Früchte. Dann Börsengezwitscher und nervöse Airlines, während der unaussprechliche Vulkan weiter staubt. Nach vier Tagen wird es produktions- und Verkehrsminister-kritisch und die Erholung des Wachstums ist nun in Gefahr. Die Wolke gilt inzwischen empirisch als nachgewiesen und die Simulationen lagen nicht so falsch. Ob es wirklich gefährlich war, da sind nun die Meinungen nicht einvernehmlich. Und jetzt nach 6 Tagen wird wieder geflogen. Die Sehnsucht nach Normalität lässt Wirtschaftsfunktionäre und Experten vor Freude zittern und nach staatlicher Hilfe rufen. Nein, nach 6 Tagen relativer himmlischer Ruhe wirkt unser Land wie auf Entzug. Meinhard Miegel, konservativ und innovativ zu gleich, diagnostizierte Wachstumssucht. Die vergangenen, fluglosen Tagen zeigten, wie treffend Miegels Diagnose ist. Wenn jetzt der Verkehrsminister, ob seinem Krisenmanagement, gescholten wird – geht unter, dass Wirtschaft und Land bangten und zitterten, wie jene, die auf neue Lieferung warten. Was gilt es zu lernen? Die einen meinen, robuster Entscheiden, weil defensives Verhalten ein unakzeptables Risiko für Wachstum darstellt. Andere hoffen, dass die nächste Generation Triebwerke Vulkanasche verträgt und alles ist gut. Klüger schiene mir, einzugestehen, dass diese kleine Krise auf die wesentlichere Wachstums(sucht)-Krise zeigt und nur ein fader Vorgeschmack auf vielfältige, sich aufschaukelnde Krisen ist. Klug wäre es, nicht nur der Diagnose von Meinhard Miegels zu zustimmen, sondern sich auch mit seinen Handlungsvorschlägen auseinanderzusetzen. Mehr an Wohlstand kann auf jeden Fall nicht bedeuten, sich auch noch vor fluglosen Tagen fürchten zu müssen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen