Samstag, 12. Juli 2014

Die zwei Seiten eines Spiels- Teil 2: Über das Scheitern

Die zwei Seiten eines Spiels. Teil 2: Über das Scheitern
Vor dem Spiel ist die Hoffnung groß, der Glaube stark und die Furcht vor dem Versagen präsent. Das zeigt sich mal laut und selbstbewusst, in anderen Fällen eher leise und wortkarg. Danach, im Spiel, gilt wie im Leben: Neben der Notwendigkeit von Können, Kraft und Konzentration wirkt der Zufall. Es gibt keine Garantie auf Erfolg, weder für die laute noch die leise Beschwörung. Nach dem Spiel bleibt zumindest eine Seite enttäuscht. Jetzt zeigt sich, ob bloß verloren wurde, oder ob man gescheitert ist.
Vor dem Verlieren ist niemand gefeit: Alles richtig gemacht, doch zufällig am falschen Zeitpunkt am falschen Platz … Mehr braucht es nicht. Zum Scheitern aber braucht es uns, unsere Ambitionen und den wilden Glauben daran. Es steht uns zu! Auf jeden Fall. Da bleibt nicht viel Raum für flexibles Handeln und Fühlen. Zurück zum Fussball und zum heutigen Spiel um den 3. Platz. Wer, wie Louis Van Gaal poltert, dass es besser wäre, auf solches zu verzichten, oder wie der brasilianische Kapitän Thiago Silva meint, er hätte schon immer gesagt, dass für Brasilien nur der Titel gälte, der muss scheitern. Weltmeister werden oder nichts. Da bleibt kein Spielraum. Sie erinnern sich? 2006, das Spiel ums Finale war verloren und die Enttäuschung wahr. Ja, jetzt zitiere ich als Schweizer bereits wieder eine deutsche Mannschaft als Vorbild und das gerne.  Ja, sie verlor das Finale und gewann im Spiel um den 3.Platz die Herzen. So gesehen, ist Scheitern vor allem eine Frage der Haltung. Sie folgt unserer inneren Einstelllung und den “freundlichen”, meist unbewussten Einladungen unseres Umfeldes. Die amerikanische Forscherin Carol S. Dweck untersucht diese Haltungsfrage seit vielen Jahren. Ihre Erkenntnisse lauten: Ein starrer Mindset, der nur gewinnen kann, riskiert schmerzhaftes Scheitern und braucht Schuldige und Ausreden. Ein flexibler Mindset verliert zwar das Spiel und muss möglicherweise seine Ziele korrigieren, verliert sich aber nicht selbst. Und vielleicht trieb gerade diese mentale Unbeweglichkeit die brasilianische Mannschaft in ihr Scheitern – ohne Rhythmus und mit kaltem Herz, selbstverloren.
 Eine Haltung und Kulturfrage 2

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