Sonntag, 22. November 2009

Sie werden mir fehlen! Deutsche Bücher in Google Books



Ich liebe Bücher. Ich liebe es, auf Deutsch zu lesen. Also sollte ich zu frieden sein, mit dem heroischen Sieg der Lobbyorganisationen deutscher Autoren, der Verlage und des Buchhandels. Google streicht die Segel – oder verzichtet auf Bücher aus Deutschland. Da ist „Licht und Schatten“ sprach Dr. Gottfried Honnefelder vom Börsenverein des deutschen Buchhandels. Da ist es sehr dunkel meine ich. Sie werden mir fehlen, die deutschsprachigen Bücher in Google Books. Gerade eben haben wir uns begeistert angewöhnt mittels der Buchsuche zu entdecken, was im unüberschaubaren Buchmarkt völlig dem Blick des einsamen Lesers entging. Mir wurden so Texte zugänglich, die es nicht mehr oder nur überteuert als Sammlerexemplare zu kaufen gibt. Aber viel wichtiger, ich habe Bücher gefunden, die ich nicht kannte, in keinem meiner Buchladen fand, deren Titel mich nicht motivierte, deren Autoren mir nichts sagten – und allein Google Books brachte sie mir nahe. So werden Bücher gekauft, die der Buchhandel gar nicht mehr vorstellt. So erreichen Verlage Umsätze, die sie ohne vernetzte Welt kaum realisierten. So gewinnen Autoren Namen und Bekanntheit, die im herkömmlichen Betrieb nie wahrgenommen werden.
Das Umfeld ändert sich, das Verhalten folgt und wer etabliert im Teich sitzt, freut sich nicht, Er sieht wie das Wasser abgelassen wird und leidet erstarrt am drohenden Verlust – und das solange, so fokussiert – bis eingetreten ist, was er befürchtet. Dabei vollzieht sich nicht der Untergang deutscher Buchkultur, sondern die Regeln werden neugerückt. Es trifft die großen und mittleren Verlage, Rechteinhaber und Handelsketten, (die bräuchten die nur etwas Fantasie und Mut zu erweiterten Geschäftsmodellen zu entwickeln). Das erklärt die starken und anachronistisch anmutenden Lobbykämpfe aus dieser Ecke. Die kleinen und speziellen Akteure sind durch dieses Spiel nicht in ihrer Existenz bedroht, sie leiden schon länger unter der Marktkonzentration und dem Blockbustergebahren der Handelsketten. Sie mussten schon länger kreative Lösungen bauen, Engagement und Dialog entfachen. Die Entwicklung und Struktur des offenen Netzes, der Druck auf die Rechtepraxis kann und wird sich aus meiner Sicht ein zentraler und wesentlicher Beitrag zum Erhalt und zur Entwicklung der deutschen Buchkultur werden. Wir wollen, wir brauchen die Vielfalt der kleinen Verlage, die Stimmen und Argumente der Autoren. Wir benötigen weniger die Kurzfristkalkulationen der Literatur- und Fachwissenskonzerne, sie sind mehr Verhinderer als Opfer. Die Google Buchsuche ist ein Beitrag in diese Richtung. Die jetzt getroffene Vereinbarung ist in diesem Sinne ein schlechtes Ergebnis und damit ein Rückschlag für die deutschsprachige Buchkultur.

Zitat: Gottfried Honnefelder: "Was ein Erfolg ist, ist die Tatsache, dass es für unser Rechtsempfinden unerträglich war, dass von Gerichts wegen in den Vereinigten Staaten darüber befunden wird, wie deutschsprachige Bücher urheberrechtlich behandelt werden. Das ist nun weg. Nur ein Erfolg im Sinne der Entwicklung, die mit diesem Google Settlement sich vollzieht, ist es natürlich nicht. Denn der Markt, den Google dort bedient, wird nun weitergehen, ohne dass er die europäischen Sprachen außer dem Englischen mit einschließt, und entwickelt sich einfach weiter. Man kann also daneben stehen nun und ist nicht mehr mit erfasst und fragt sich vielleicht zu Recht: Ist das nun gut oder ist das nicht gut?" (Quelle: dradio.de)

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